Meine Ausflüge in die Finanzwelt
Ich habe Jahre meines Lebens in mein Wirtschafts-Studium investiert. Trotzdem habe ich davon keine Ahnung. Dementsprechend kläglich endeten auch meine Ausflüge in die Welt der Finanzwirtschaft.
Als private Pensionsversicherungen gerade in Mode waren, schloss ich auch eine ab. Hauptursache dafür war allerdings, dass die Leiterin meiner Haus und Hof-Bank ein heißer Feger war und an den Beratungsgesprächen teilnahm (daher dauerte es auch einige Gespräche, bis ich dann auch wirklich vom Produkt überzeugt war...) Als besagte Dame dann den Job wechselte, begann ich erstmals, den Vertrag meiner Altersvorsorge zu lesen. Nach einigem Rechnen kam ich drauf, dass ich ein ziemlich hohes Alter erreichen müsste, damit sich meine bis dahin geleisteten Zahlungen überhaupt anfangen zu rentieren. Bei meinem damaligen Lebenswandel erschien mir dieses Alter als völlig illusorisch. Seitdem versuche ich, aus dieser Versicherung wieder rauszukommen, aber die AGBs erweisen sich bis dato als unerbittlich.
Aber auch meine anderen Investments waren jetzt nicht gerade ein Renner: ein Wertpapierfonds versprach in knalligen Broschüren zweistellige Renditen, performte aber letztendlich ähnlich wie mein Sparbuch. Zuguterletzt gab ich mein restliches Spielgeld einer Vermögensberatung, die sich auf Goldkäufe spezialisiert hatte. Bei Gold kann ja wohl nichts schief gehen, dachte ich. Ich wurde eines Besseren belehrt, denn am Ende ging die Beratungsfirma als Ganze baden – und mit ihr mein Investment. Daher sage ich angesichts der aktuellen Diskussion zur Abschaffung der Kapitalertragssteuer nur so viel: ich zahle gerne KESt bzw. hätte sie gerne bezahlt. Denn das würde bedeuten, dass mein Kapital irgendwann Ertrag abgeworfen hätte, vermute ich mal.
Der neueste Trend ist nun Krypto-Währung. Seit Monaten erscheinen mir Youtube-Werbevideos, in denen schicke, gut angezogene junge Herren – ich schätze sie alle auf Anfang 20 ein; einige wohnen womöglich noch zu Hause – mit Sonnenbrille und lässig an einem Cabrio gelehnt und erzählen mir von grenzenloser Freiheit und finanzieller Unabhängigkeit. Dies jungen Herren wissen, wie man mit Krypto-Investments reich wird und jetzt kommt das Beste: sie sind doch tatsächlich bereit, ihr Wissen mit mir zu teilen! So einen Akt der Nächstenliebe hätte ich in der Welt der Hochfinanz nun wirklich nicht vermutet! Aber da habe ich der Hochfinanz wohl Unrecht getan…
Dennoch habe ich mich noch nicht dazu durch gerungen, auch am Krypto-Kuchen mit zu naschen. Zu sehr haften noch die Erfahrungen aus der Menschheits-Geschichte in meinem Gedächtnis: mein Lieblingsbeispiel ist die Tulpen-Krise in Holland des 17. Jahrhunderts, als eine Tulpenzwiebel als so wertvoll galt wie ein Einfamilienhaus. Irgendwann besannen sich die Menschen wieder und der Tulpen-Markt ging krachen. Ich erspare dem geneigten Leser, der es bis hierher geschafft hat zu lesen (Kompliment übrigens!) weitere Auszüge aus den vom Menschen geschaffenen Börsencrashs. Nur so viel: irgendwie wiederholt sich Geschichte immer wieder, lautet mein Eindruck. (So wie ein Kind, das partout nicht einsehen will, dass die Herdplatte heiß ist) Aber vielleicht verstehe ich nur zu wenig davon.
Doch ich hatte Glück: irgendwann begegnete mir doch noch ein lohnendes Investment: attraktiv, vielversprechend und verkörpert die richtigen ethischen Werte. Die Rede ist natürlich von mir :-)
Wieso ist mir dieses Investment nicht eher aufgefallen, denn bei näherem Nachdenken war es die ganze Zeit hier?? Also investierte ich vor ein paar Jahren in mich. Über die bisherige Rendite und Performance darf ich an dieser Stelle keine Auskunft geben. Bankgeheimnis :-)
Aber es kommt noch besser: heute muss ich mir überhaupt keine Gedanken mehr machen, wo ich mein Geld anlegen soll. Die Strategie dahinter ist so einfach wie genial. Und ich bin gewillt, diese Strategie zu teilen und das auch noch gratis!: es ist schlichtweg kein Geld da zum Investieren. Heute bin ich in der glücklichen Position, dass mein Einkommen in die Miete, ein paar Lebensmittel und unsere beiden Kinder fließen. Folglich bin ich befreit von allen Sorgen um Performance und Rendite.
Das Leben kann so unbeschwert sein…
Klugscheißer-Tipps:
- Sollten Sie nichts von Hochfinanz verstehen, dann sind wir beide schon 2. Mir hat aber folgendes literarisches Werk sehr geholfen, die Zusammenhänge zu verstehen: im Asterix-Comic „Obelix GmbH & Co KG“ kaufen die Römer dem Gallier Obelix tonnenweise Hinkelsteine ab. Keiner weiß, wofür man Hinkelsteine braucht, erst recht nicht die kaufwütigen Römer. Am Ende der Geschichte besteht das gallische Dorf nur noch aus reichen Hinkelsteinlieferanten, aber sowohl die Hinkelsteine als auch der Sesterz sind nichts mehr wert.
- Investieren Sie in sich selbst. Das ist Gute nämlich: der einzige Umstand, der den Wert Ihres Investments beeinflusst, sind Sie selbst.
- Sollten Sie immer noch nicht in der Hochfinanz reüssieren, dann bleiben ihnen immer noch die Rubbellose.
Text: Paul Grohmann am 15.1.2022
Foto: Paul Grohmann/Facebook